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Klimaschutz in der Praxis

Das Bild zeigt eine Werkstatt in einer Art Container im Hintergrund, im Vordergrund sind Blumen zu sehen.
Foto: M. Rospek, BHS

Klimaquartier Ellener Hof

Die Vision eines Ortes für soziales, umweltfreundliches und kreatives Miteinander gab den Impuls für das Projekt „Klimaquartier Ellener Hof“, das die Bremer Heimstiftung (BHS) und der BUND/Bremen gemeinsam umsetzen. Seit 2018 werden für Bürger*innen niedrigschwellige Wege und Möglichkeiten geschaffen, sich aktiv für Klimaschutz in ihrem Quartier einzubringen und Klimaschutz in ihrem Alltag zu leben. Konsequente Beteiligungsorientierung ist für das Projekt ebenso prägend wie das Anliegen, praktischen Klimaschutz auch für sozial benachteiligte Menschen zu ermöglichen.

Kooperation mit dem BUND

Das Klimaquartier Ellener Hof in Bremen ist ein gemeinsames Projekt der Bremer Heimstiftung und des BUND Bremen. Grundlage für die Kooperation ist der gemeinsam entwickelte und bewilligter Projektantrag beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit. Der BUND Bremen bringt insbesondere seine breite Expertise im Bereich praktikabler Klimaschutzansätze ein. Die BHS engagierte sich besonders bei der Umsetzung der Investivmaßnahmen. 

Zehn Hektar für Nachhaltigkeit und Gemeinschaft

Auf einem etwa zehn Hektar großen Gelände in Bremen-Osterholz entwickelt die Bremer Heimstiftung als Eigentümer ein „Ökologisch-soziales Modellquartier“, in dem 500 neue klimafreundliche Wohneinheiten entstehen. Das Quartier wird geprägt durch die Vielfalt der Generationen, Lebensentwürfe, Ethnien, Wohnformen, sowie diverse kulturelle und soziale Angebote. Entscheidende Rahmenbedingungen werden durch die Bremer Heimstiftung (BHS) definiert. Hierzu gehört beispielsweise die Grundstücksvergabe durch Erbpacht (kein Großinvestor), Verpflichtung zur energieeffizientem Neubau in überwiegender Holzbauweise (mind. KfW-40-Standard), Integration von Institutionen der sozialen und kulturellen Arbeit sowie der Vorrang des Fuß- und Radverkehrs.

Vielfältige Aktivitäten im Quartier

  • In der Nähwerkstatt trifft sich wöchentlich eine Gruppe, deren Mitglieder aus alten Stoffen z.B. neue Sommershirts oder Kinderhosen zaubern.  
  • Unter Anleitung von drei ehrenamtlich tätigen Fachleuten werden in der Elektro-Selbsthilfe-Werkstatt Elektrokleingeräte repariert und so vor der Mülltonne gerettet. Die Arbeit der drei „Lötkolben“ - wie sie sich nennen - findet so viel Anerkennung, dass aus den freiwilligen Spenden der Nutznießer*innen der Werkstatt die Anlage eines Insektengartens unterstützt werden konnte.
  • In einer Holzwerkstatt werden die Werkzeuge und Geräte unter Anleitung zum Bau oder zur Reparatur von Regalen, Sitzgelegenheiten, Vogelnistkästen o.ä. genutzt.
  • In einer offenen Tauschstation werden Deko-Artikel, Spiele, Bücher, Geschirr, Werkzeuge u.a. getauscht.
  • Eine Gruppe von Quartiersbewohnern*innen bestellt den Gemeinschaftsgarten und das Gewächshaus mit ökologisch angebautem Gemüse. Jährlich werden über 500 Kilo Gemüse erzeugt.
  • Bewohner*innen einer Senior*innen-Einrichtung der BHS bestellen Hochbeete im Innenhof der Anlage.     
  • Die Multifunktionshalle, z.T. erstellt aus alten Balken einer abgerissenen Turnhalle, bietet Platz für die Aufbewahrung der Gartengeräte oder des Erntegutes. Hier werden auch Saatgut- und Pflanztauchbörsen abgehalten.
  • Die regelmäßigen Tauschpartys, Flohmärkte und Upcycling-Angebote werden gern auch von Bewohner*innen der angrenzenden Quartiere gut besucht.
  • Die sommerlichen Feste im Quartier werden klimafreundlich gestaltet. Dafür stehen z.B. Porzellan-Geschirr und Besteck zum Ausleihen zur Verfügung, so dass auf Plastikteller oder -becher verzichtet werden kann.
  • Eine Food-Saver-Gruppe rettet Lebensmittel (Backwaren) vor der Vernichtung durch Verteilen an sozial benachteiligte Bewohner*innen im umliegenden Quartier.
  • Gemeinsam mit der von bras e.V. (arbeitsmarktpolitischer Dienstleister für gemeinnützige Arbeit) betriebenen Fahrradwerksatt werden regelmäßige „Fahrradspenden“ - Aktionen durchgeführt. Nach der Aufbereitung der gespendeten Fahrräder werden diese zu erschwinglichen Preisen auf einem Basar zum Verkauf angeboten. 
  • Die Bildungsarbeit in nahegelegenen Schulen hat u.a. dazu beigetragen, dass in der Grundschule ein Schulgarten angelegt wurde, in dem die Schüler jährlich rund 90 Kilo ökologische angebautes Gemüse erzeugen.
  • Bewohner*innen des inklusiven Wohnprojekts für junge Menschen (Martinsclub) organisierten eine Klimarally auf dem Ellener Hof. Klimaschutzrelevante Themen wurden in Kleingruppen „erforscht“ und an ausgewählten Stationen praktisch sichtbar gemacht.
  • In einem Seminar für FSJ-ler*innen der Diakonie wurde mit 85 Teilnehmenden das Thema Klimaschutz und Soziale Arbeit bearbeitet.

Klimaschutz fördert soziales Miteinander

Ein derartig großes Projekt wie das Klimaquartier Ellener Hof bringt natürlich auch einige Herausforderungen wie etwa im Bereich der Finanzierung und der Koordination verschiedener Akteur*innen mit sich. Inzwischen ist das Projekt allseits bekannt und erfährt breite Unterstützung. Nicht nur die Quartiersbewohner*innen, sondern auch die örtliche Politik und das Quartiersmanagement arbeiten hier zusammen. Ein detaillierter Aktionsplan konnte unter kontinuierlicher Beteiligung vieler interessierter Bürger*innen, insbesondere auch derer, deren Wohnungen auf dem Ellener Hof noch nicht bezugsfertig waren, erarbeitet werden. Es zeigte sich: Klimaschutz gemeinsam und praktisch umzusetzen, fördert Kreativität, Flexibilität, soziales Miteinander und Solidarität. Es stärkt die Lebensqualität und macht Spaß. Praktische Betätigungsfelder wie Gemeinschaftsgarten, Näh-, Elektro- oder Holzwerkstätten machen erlebbar, dass aktiver Klimaschutz sozialverträglich gestaltet werden kann. Er trägt auch zur Entlastung des Haushaltsbudgets der Bewohner*innen bei. Mittlerweile haben die ehrenamtlich tätigen Gruppen der Werkstätten und Gärten eine stabile Arbeitsstruktur entwickelt und organisieren ihre Aktivitäten fast eigenständig. Die aufgebaute Infrastruktur wie die Multifunktionshalle, Werkstätten, Gemeinschaftsgartenflächen und Tauschstationen wird den Akteur*innen auch zukünftig kostenlos durch die Bremer Heimstiftung zur Verfügung gestellt.

Text: Arend Stühl

Ansprechpersonen:

Arend Stühl - Referent Projektförderung und Drittmittelakquise, Bremer Heimstung

Sabine Schöbel - Koordinatorin Stadtleben Ellener Hof, Bremer Heimstung