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Alleinerziehende in Deutschland

Alleinerziehende sind unverändert die am stärksten von Armut betroffene Familienform. Von den 1,7 Millionen alleinerziehenden Familien mit minderjährigen Kindern gelten etwa 40 Prozent als von Armut gefährdet. Etwas mehr über 37 Prozent der Alleinerziehendenfamilien sind auf (ergänzendes) Bürgergeld angewiesen. Auf diese und weitere aktuellen Daten weist die Bertelsmann-Stiftung in einem sog. Factsheet zu der sozialen Lage von Alleinerziehenden in Deutschland hin.

Jede fünfte Familie in Deutschland ist mittlerweile ein*e Alleinerziehende*r mit minderjährigem Kind, das sind 1,7 Millionen Familien. 2,5 Mio. Kinder bis 18 Jahre leben in einer Haushaltskonstellation mit einem Elternteil, das entspricht einem Anteil von 17 Prozent aller minderjährigen Kinder. Die Anzahl der entsprechenden Familien ist seit 2020 leicht angestiegen. 80 Prozent der Alleinerziehenden mit minderjährigen Kindern sind Frauen. 

Die Bertelsmann-Stiftung belegt mit aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes noch einmal die dramatische soziale Situation vieler Alleinerziehenden. Vier von zehn dieser Haushalte sind nach den üblichen Bestimmungen als armutsgefährdet zu bezeichnen, d.h. sie verfügen über ein Einkommen von weniger als 60 Prozent des äquivalenzgewichteten Medieneinkommens. Fast ebenso hoch liegt der Anteil der Alleinerziehenden, die auf (vielfach: ergänzende) Bürgergeldleistungen angewiesen sind. Von den Kindern, die in ihrem jeweiligen Haushalt Bürgergeld erhalten, lebt die Hälfte in Alleinerziehendenfamilien.

Der größte Teil der alleinerziehenden Mütter und Väter ist erwerbstätig. Mit 71,4 Prozent (Mütter) bzw. 87,1 Prozent (Väter) liegt der Anteil nur gering unterhalb der Quote von Müttern und Vätern in Paarfamilien. Alleinerziehende Mütter sind etwas häufiger Vollzeiterwerbstätigkeit als Mütter in Paarfamilien (41,4 Prozent vs. 31,1 Prozent).  

Diese und zahlreiche weiteren Informationen u.a. zur sozialen und finanziellen Lage der Alleinerziehendenfamilien, der Aufteilung der Betreuungszeiten (Care-Arbeit) und (den Umfang und das Ausbleiben von) Unterhaltsleistungen finden sich in dem Factsheet. 

Um die soziale Lage von Alleinerziehenden und ihren Kindern zu verbessern, schlagen die Autorinnen des Factsheets u.a. Investitionen in die soziale Infrastruktur (Kitas und Ganztagsbetreuung in den Schulen), flexiblere Arbeitszeitmodelle bei den Unternehmen, eine Umverteilung der Verantwortung für die Care-Arbeit sowie eine wirksamere finanzielle Unterstützung vor. Die aktuell geplante Einführung einer Kindergrundsicherung sei ein wichtiger Schritt, aber noch nicht ausreichend. Diese führe neben partiellen Verbesserungen teilweise auch zu Verschlechterungen für Alleinerziehende. Der Paritätische teilt die Einschätzung, dass die aktuellen Regelbedarfe nicht ausreichen, um ein gutes Aufwachsen der Kinder zu gewährleisten. Eine grundsätzliche Neubestimmung der Leistungen, die ein Kind dafür braucht, steht trotz Kindergrundsicherung unverändert aus und sollte prioritär angegangen werden, wenn denn im Ergebnis Armut vermieden werden soll.