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Ausgabe 02 | 2024: Bedrohte Vielfalt
Schwerpunkt
Thomas Müller
Podium zur Auftaktveranstaltung der Initiative „Weltoffenes Thüringen“ am 25. Januar im Rathaus Jena.

Interview mit Eric Wrasse (Bündnis Weltoffenes Thüringen)

Ein breites gesellschaftliches Bündnis in Thüringen stellt sich gegen die Höcke-AfD, die dort bald Wahlerfolge feiern könnte. Zahlreiche Paritätische Mitglieder sind auch dabei. Wir sprachen mit Mit-Initiator Eric Wrasse.

Herr Wrasse, Sie sind Vertreter des Bündnisses Weltoffenes Thüringen. Wann und warum haben Sie sich gegründet?

Wir haben uns im Sommer 2023 gegründet. Es geht uns darum, ein Zeichen zu setzen, und eine laute Thüringer Stimme zu sein für Demokratie, Vielfalt und ein vereinigtes Europa. Wir sind ein breites Bündnis aus Bildungsinstitutionen, Gewerkschaften, Kirchen, Kultureinrichtungen, Unternehmen, Wissenschaftsinstituten, Wohlfahrtsverbänden, Einzelpersonen und Gruppen. Uns eint die Sorge um die Demokratie in diesem Superwahljahr und das Einstehen für positive, verbindende Werte.

Auffällig finde ich, dass neben vielen Sozialverbänden und Paritätischen Mitgliedern auch viele Wirtschaftsbetriebe im Bündnis sind. War das eine bewusste Entscheidung oder hat sich das so ergeben?

Uns war es wichtig, den Kreis der Unterstützenden über steuerfinanzierte Einrichtungen hinaus zu ziehen, deshalb sind wir von Anfang an auch auf die Wirtschaft zugegangen. Jenoptik z.B. hatte da bereits eine eigene Kampagne für Offenheit gestartet. Auch viele kleine und mittelständische Unternehmen haben sich dann sehr schnell der Initiative angeschlossen. Ich hatte den Eindruck, dass sie geradezu darauf gewartet haben, dass sich die schweigende Mehrheit endlich positioniert und sie das unterstützen können.

Nehmen sie Angriffe auf das Bündnis von rechts wahr?

Nicht wirklich. Hin und wieder gibt es entwendete Banner, aber bislang keine direkten Angriffe.

Welche konkreten Aktionen planen Sie bis zur Landtagswahl?

Wir möchten auf jeden Fall noch bei drei landesweiten Aktionstagen sichtbar werden. Einmal unmittelbar vor der Kommunalwahl am 18. Mai, bei der Fête de la Musique am 21. Juni und am 24. August, wo wir das Bündnis in seiner gesamten Breite öffentlich sichtbar machen. Das kann durch Kundgebungen, Konzerte oder sonstige, gemeinsame Aktionen geschehen. Es wird das Programm „Thüringen zusammen“ geben, das lokal adaptiert wird als „Weimar zusammen“ etc.  Es setzt ein Statement, wie wir Gesellschaft verstehen – nämlich als eine Gemeinschaft aller, die hier leben, und nicht als Volksgemeinschaft einer vermeintlich indigen-homogenen Gruppe. Das wollen wir sichtbar machen und diese Gemeinschaft in Vielfalt wollen wir feiern.

Thomas Müller
Eric Wrasse

Nun gibt es ja nicht nur die rechtsextreme AfD, sondern auch andere, demokratische Parteien, die zur Wahl stehen. Welche Hoffnungen setzen sie in diese?

Meine Hoffnung ist, dass CDU und FDP ihre Zusammenarbeit mit der AfD in Thüringen nicht fortsetzen. Wir haben derzeit ja leider auf Kommunal- und Landesebene Zusammenarbeit erleben dürfen, auch bei Gesetzesvorhaben auch aus Kreis- und Kommunalverbänden gab es solche Signale. Wir halten die sogenannte Brandmauer für unbedingt erforderlich. Sehr viele Vertreter*innen der CDU sind auch Teil des Bündnisses „Weltoffenes Thüringen.“ Auch der CDU-Spitzenkandidat Mario Voigt hat als Unterstützer mitgezeichnet und an der Auftaktveranstaltung teilgenommen. Ich denke, er versteht, was sowohl Zivilgesellschaft als auch Unternehmen, Gewerkschaften und Kirchen von ihm erwarten. Nämlich, dass er die Demokratie aktiv verteidigt. Und das schließt Bündnisse und jede Zusammenarbeit mit der AfD aus.

Warum ist die AfD aus ihrer Sicht so stark in Thüringen?

Weil sie offensichtlich von einigen Menschen als Lösung für soziale oder wirtschaftliche Probleme wahrgenommen wird. In der Programmatik der AfD sehe ich allerdings keine Lösungen, sondern nur gesellschaftliche Ausgrenzung und Spaltung, Geschichtsrevisionismus und EU-Austrittsphantasien. Dieses Programm bedeutet: Selektion von Menschen, Nationalismus, soziale Kälte, wirtschaftlichen Niedergang und internationale Isolation. Das muss stärker kommuniziert werden.

Das Interview führte Philipp Meinert

Weitere Infos

Homepage des Bündnisses Weltoffenes Thüringen

Das Bündnis bei Instagram

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